Sozialverband Deutschland
Ortsverband Kücknitz
65-Jahr-Feier SoVD OV Lübeck-Kücknitz am 30.07.2016
Gemeinschaftshaus Rangenberg
Anmerkungen von Rainer Rohde (Schatzmeister)
Zu einer Jubiläumsfeier gehört natürlich ein Rückblick.
Wie hat es begonnen und was hat sich in den 65 Jahren seit Gründung des Verbandes ereignet?
Dazu mussten Unterlagen gesichtet werden. Am ergiebigsten waren die Unterlagen des Kreisverbandes. Vielen Dank an den Vorsitzenden des Kreisverbandes, Lorenz Friedrich, der uns die Einsicht ermöglicht hat.
Erste Aktivitäten gab es im „Reichsbund“ bereits 1946.
In einem Beitrag aus Anlass unseres 50-jährigen Jubiläums sind Erinnerungen des Mitbegründers, langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden unseres Ortsverbandes, Ernst Ahrens, festgehalten.
Dort heißt es:
„Am 21.01.1951 wurde der Reichsbund –Stützpunkt Kücknitz - selbständige Ortsgruppe. Wir gehörten bis dahin zur Ortsgruppe Lübeck. Angefangen hat es schon 5 Jahre früher. Es war ein früher Oktobersonntag des Jahres 1946, wir lebten noch von Lebensmittelkarten. Wir trafen uns in der Gaststätte „Stadt Lübeck“ in der Kücknitzer Hauptstraße. Es gab Molkebier und wenn wir Glück hatten ein Heißgetränk Es war noch vor der Währungsreform. Die „DM“ kam erst 1948. Es hatten sich 12- 15 Leute eingefunden, es waren alles Kriegsbeschädigte, die auch gleich Mitglied im Reichsbund wurden.
Anwesend waren u.a. Fritz Timpen, Walter Neumann, Hans Polzer, Rolf Schestokat, Helmut Henerchel und – der bereits erwähnte -Ernst Ahrens.
In einem weiteren Protokoll heißt es weiter:
„Nach Rücksprache mit langjährigen Vorstandsmitgliedern und dem 1.Vorstitzenden konnte festgestellt und festgelegt werden, dass unsere Ortsgruppe erstmalig am 01.10.1947 als Distrikt der damals noch alleinbestehenden Ortsgruppe Lübeck in Erscheinung trat.
Ausgehend von diesem Datum – 01.10.1947 - fand das Stiftungsfest zum 25jährigen Bestehen des OV im März 1973 im Restaurant „Waldhusen“statt.
Bei allen anderen Jubiläen, dem 33jährigen, 45jährigen und 50jährigen hat man dann aber das tatsächliche Gründungsdatum der Ortsgruppe, nämlich dem 21.01.1951, zugrunde gelegt.
Der monatliche Beitrag betrug 1951 = 90 Pfennige
Neben der Unterstützung und Beratung in sozialen Angelegenheiten, die stark geprägt durch die Nachkriegszeit waren, stand natürlich das gesellige Beisammensein im Vordergrund.
Vereinslokal war von Beginn an bis zum Jahr 1975 ( 28 Jahre) die Gaststätte „Stadt Lübeck“.
Heute soll in dem Gebäude eine Spielhalle sein.
Später dann fanden die Mitgliederversammlungen und festlichen Veranstaltungen hier im Gemeinschaftshaus Rangenberg statt.
In den Akten befindet sich eine Reihe von Veröffentlichungen in den Lübecker Nachrichten, die seinerzeit regelmäßig über wesentliche Verbandsaktivitäten berichtet haben.
Wer von den Mitgliedern einen“ runden“ Geburtstag hatte, konnte man aus dem Radio erfahren. Nachdem der NDR die rechtzeitige Sendung der Glückwünsche nicht mehr gewährleisten konnte, wurde dieser Service eingestellt.
Regelmäßig wurden in den Rundschreiben des Vorstands an die Mitglieder über die anstehende Veranstaltungen informiert:
Neben den monatlichen Kaffeenachmittagen fanden im Sommer regelmäßig statt
eine sog. „Blaufahrt“, die reges Interesse der Mitglieder fand. Zu Spitzenzeiten nahmen über 100 Mitglieder teil, so dass 2 Busse eingesetzt wurden.
Im Jahr 1971 hieß es in dem Einladungsschreiben:
Mit im Preis enthalten ist das wie immer bei Fahrtantritt ausgegebene „Zielwasser“.
Ich gehe davon aus, dass es sich dabei nicht um Mineralwasser gehandelt hat.
Es wurden auch längere Reisen – 10-12 Tage – angeboten, beispielhaft nenne ich Reisen in das Oberbergische Land und zum Wendelstein
Zum sog. “Winterprogramm“ gehörten neben der Adventsfeier
regelmäßig ein Eisbeinessen zum Preis von 6,50 DM (1964)
alternativ war für 5,50 DM war ein Wurstessen zu haben
Anschießend wurde das Tanzbein geschwungen.
In dem Einladungsschreiben zum Eisbeinessen 1977,
- mittlerweile kostete das Eisbein 9,00 DM, dafür war Kassler dazugekommen – wurde allgemein beklagt, dass die Musik nicht mehr – wie gewohnt – zur Verfügung stand.
Dort hieß es:
„Wie Sie aus den Lübecker Nachrichten entnommen haben, können wir vorerst nicht mehr mit der „Lauerhof-Band“ rechnen, weil diese durch Entlassungen nicht mehr einsatzfähig ist.
(Bei „Lauerhof“ weiß jeder, dass mit der Entlassung Strafgefangene gemeint waren).
Über zwei Jahrzehnte fand jeweils im Februar ein Kappenfest statt
- Eintritt anfänglich 1,00 DM incl. Garderobe
die Kappen waren mitzubringen.
Und natürlich wurde regelmäßig zu einer Adventsfeier eingeladen.
Wer wollte, konnte sich im Reichsbunderholungsheim in Bad Sachsa anmelden.
Als Vorstandsmitglied lebte man nicht ganz ungefährlich. Berichtet wurde über einen Unfall der Hauskassiererin beim Kassieren der Beiträge. Mit deutscher Gründlichkeit wurde vom Landesverband ein Unfallbericht in 4-facher Ausfertigung angefordert.
Später erwischte es dann einen ersten Vorsitzenden, der seine Amtsgeschäfte wegen eines Oberschenkelhalsbruches zeitweise ruhen lassen musste.
1953 hatte die OG Kücknitz 291 Mitglieder. Es existierten (erst) fünf Ortsgruppen:
Lübeck-Stadt, Moisling, Schlutup, Travemünde und Kücknitz.
Den höchsten Mitgliederbestand hatte der OV Kücknitz im Oktober 1965 mit 513 Mitgliedern. Mit der Gründung der OG Karlshof wanderten allerdings einige Mitglieder aus Gotmund und Israelsdorf ab. Hieran erkannte man, wie weit die Wege für die Hauskassierer damals waren.
Die Vermehrung der Mitglieder hatte einen hohen Stellenwert.
So hatte zur Unterstützung der Mitgliederwerbung der Landesvorstand 1968 ein Reichsbund-Abzeichen eingeführt, das allen Neumitgliedern zusammen mit dem Mitgliedsbuch und dem Begrüßungsschreiben ausgehändigt wurde.
Leider war für die bereits vorhandenen Mitglieder kein Geld da, so dass diese – wenn sie wollten- sich aus „eigener Tasche“ ein Abzeichen kaufen konnten.
Die Anstecknadel für Männer und die Brosche für Frauen kostete seinerzeit 55 Pfennige.
Bei einer späteren Mitgliederwerbeaktion wurde – so war nachzulesen -dem Gewinner ein kostenloser Erholungsaufenthalt im Nordsee-Erholungszentrum Büsum ermöglicht.
Das harmonische Miteinander unseres Ortsverband und dem Kreisverband Lübeck über die vielen Jahre wurde nur einmal getrübt. Anlass war der Übergang der Zuständigkeit für Beratung und Hilfe in sozialen Angelegenheiten von den Ortsverbänden auf den Kreisverband.
Der Vorstand in Kücknitz fühlt sich auf den Schlips getreten, war man doch der Auffassung, dass die Ortsverbände diese Aufgaben mindestens so gut leisten können wie der Kreisverband. Es wurden geharnischte Briefe in Richtung Lübeck auf den Weg gebracht. Es roch ein wenig nach Schwarzpulver.
Nicht nur die Angebote des „Reichsbundes“ unterlagen einem gewissen Wandel. Auch die Bezeichnung des Verbandes wurde im Laufe der Jahre immer mal wieder der Zeit angepasst:
Aus dem ursprünglichen
„Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner u. Hinterbliebenen e.V. – Ortsgruppe Kücknitz“ wurde 1996 der „Sozialverband Reichsbund“
Aus der Ortsgruppe Kücknitz wurde der Ortsverband Kücknitz.
Aus „Liebe Kameradinnen/Kameraden“ wurden „liebe Mitglieder“.
Um das Jahr 2000 gab sich unser Verband dann die Bezeichnung, die auch heute noch Gültigkeit hat
„Sozialverband Deutschland e.V. Ortsverband Lübeck-Kücknitz“
Wo stehen wir heute?
Die Mitgliederzahl hat sich in den letzten Jahren wieder ein wenig erholt.
Anlässlich der 45-Jahr-Feier im Jahr 1996 zählte unser Verband 288 Mitglieder. Mittlerweile zählen wir wieder 414 Mitglieder.
Die drohende Auflösung des Verbandes oder der Zusammenschluss mit benachbarten Ortsverbänden konnte durch Neuwahl eines neuen Vorstandes im Frühjahr dieses Jahres abgewendet werden. Darüber sind wir froh.
Wir – die Mitglieder unseres OV, aber auch der neue Vorstand – können, so denke ich, zuversichtlich in die Zukunft schauen.